Nimmt man die offizielle Statistik der WHO (World Health Organization), dann steht der Straßenverkehrsunfall immer noch an der Nummer eins, der möglichen Todesarten vor allem junger Menschen.
Diese Statistik lässt sich mit Abstrichen auch für die Verkehrssituation im Einsatzraum der Westsahara anwenden. Auch wenn dort die Zahl der Opfer, bedingt duch überhöhte Geschwindigkeit natürlich kaum zu finden sind. Dennoch war es für mich als Patrouillenfahrer nicht eine Frage ob wir in irgendeiner Art und Weise in ein Unfallgeschehen involviert werden, sondern eher wann das geschehen wird.
Die UN hat auf Grund ihrer Erfahrungen sehr strenge Regularien für die Fahrer.
Neben der obligatorischen Fahrprüfung, sind u.a. strenge Speedlimits mit drastischen Strafen bei wiederholter Missachtung festgelegt. In den Fahrzeugen ist GPS gestützte Elektronik verbaut, die eine lückenlose Überwachung ermöglicht.
Auch ist ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung im Einsatzland, der Part Erste Hilfe und Versorgung von Unfallopfern. Das hier wie bei den Fahrkünsten natürlich auch ein starkes Gefälle innerhalb der Community der Militärbeobachter zu erkennen ist, überrascht glaube ich niemanden.
Die Sahara bietet trotz aller Vorsichtsmaßnahmen sehr vielschichtige Gefahren. Zum einen ist es die monotone Eintönigkeit die bei übermüdeten Fahrern mit Sekundenschlaf zu fatalen Unfällen führen kann. Führen teilweise Verbindungsstraßen aus Mauritanien oder Mali hoch in den Norden durch dieses Gebiet. Entsprechend sind auch immer wieder schwere, überladene Lastwagen, sog. Dschingel Trucks unterwegs. Über deren technischen Klarstand lässt sich auch nur spekulieren. Auch sind lokale Viehtransporter unterwegs, deren Ladeflächen bis mehrere Meter in die Höhe ragen und Verkehrs oder Ladeungssicherung aus meiner Sicht anders aussieht. Auf dem rechten Bild ist ein solcher Transporter umgekippt. Das Ergebnis waren mehrere tote Schafe und drei teilweise schwer verletzte Personen. Erste Hilfe wurde durch mich geleistet, da die anderen Patrouillenanteile eher passiv waren. Bei einem Verhältnis von 3:1 kommt schnell der Hauch von Mascall auf.
Darüber hinaus sind die Witterungsverhältnisse auch sehr variabel. Von monsumgleichen Regenfällen in der Regenzeit, über Sandstürmen bis hin zu Nebelbänken. Alles wird einem geboten. Die Fahrweise so mancher Kraftfahrer ist dabei aber eher unangepasst, so wie die Nutzung von Lichtanlagen auch individuell gehandhabt wird. Man muss ständig wachsam sein und Ablenkung kann tödlich sein.
Würde das alles noch nicht reichen, passieren freilaufenden Tiere aller Art die Pisten und Straßen. Somit sind Wildunfälle auch häufig, was die allgegenwärtigen Tierkadaver am Wegesrand bestätigen. Esel oder Dromedare sind aber nicht zu unterschätzende Körpergrößen.
Nach etwa 10.000 Kilometern Patrouille in der Westsahara, Mauritanien und Süd Marokko bin ich auf alle Fälle froh bis auf einen Blechschaden selbst unfallfrei davon gekommen zu sein.