Jeder, der irgendwann mal aus beruflichen Gründen mit einem Hubschrauber über offenen Gewässern fliegt, kommt früher oder später in den Genuss eine Ausbildung der besonderen Art zu erleben.
Verhalten bei Notwasserrung mit dem Verlassen einer Hubschrauberzelle, ggf. auch dann, wenn diese bereits mit Wasser gefüllt ist und droht zu sinken.
Auch für uns stand diese sehr spezielle Ausbildung auf dem Programm. So nutzten wir dafür das professionelle Wissen und die fachmännische Begleitung der Firma RELY ON NUTEC in Bremerhaven.
Im Hafengebiet gelegen, bietet diese Firma ein Sicherheitstraining für Mitarbeiter von Offshorefirmen oder Lotsendiensten an. Verfahrensweisen bei Seenotlagen, Umgang mit entsprechenden Rettungsmitteln, Verhalten am Windenseil oder in einer Rettungsinsel stehen dabei u.a. auf dem Programm.
All diese Punkte haben wir natürlich auch durchlaufen und uns mit all diesen Gerätschaften vertraut gemacht. Besonders beeindruckend fand ich die Möglichkeiten innerhalb der Ausbildungshalle, Stürme, Gewitter und orkanartige Wellen zu erzeugen. Sehr schnell bekommen die Teilnehmer im Wasser eine Ahnung wie es wohl in einer echten Notlage auf offener See zugehen könnte. Nur hier hatte das Wasser angenehme 25 Grad und in den Schutzanzügen war es eher zu warm als zu kalt. Tod durch Unterkühlung ist gerade in unseren deutschen Meeren ein ernstzunehmendes Problem.
Das absolutes Highlight der Ausbildung, war für mich der Part Notwasserung und Verlassen eines Hubschraubers unter Wasser.
Dafür stnd eine Bruchzelle, also der Passagierbereich eines handelsüblichen Hubschraubers zur Verfügung.
Nach theoretischer Einweisung, vor allem in die Notverfahren, ging es auch sehr schnell in den Praxisteil. Abgesichert durch eine Gruppe von Rettungstauchern und Schwimmern, saßen wir in der Kabine und gingen im Kopf nochmal die einzelnen Schritte durch. Nachdem die letzten Sekunden vor “Aufprall” auf der Wasseroberfläche laut runtergezählt wurden, dabei noch einzelne Sicherheitskommandos durch das Ausbildungspersonal gerufen wurden, ging alles sehr schnell.
Das Wasser drang in die Kabine ein und der Hubschrauber legte sich auf die Seite, während es unterging.
Ruhe bewahren - Position einnehmen – Gurte lösen – Scheibe rausdrücken um dann durch das Kabinenfenster aus dem Wrack heraus zu kommen. Mit ein paar wenigen Schwimmzügen waren wir auch alle wieder an der Wasseroberfläche. Noch mit ein wenig Adrenalien im Blut, löste sich die Anspannung durch Lachen und Prusten.
Zum Glück erlebten wir das nicht in 3 Grad kaltem, aufgewühlten und dunklem Wasser der Nordsee.
Fazit: Eine hochprofessionelle Ausbildung, die erahnen lässt wie eine wirkliche Seenotlage aussehen könnte. Ein Muss für diejenigen, die sich per Hubschrauber oder Schiffen häufiger im nassen Element bewegen.