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UN Militärbeobachter Teil 4

Carsten Dombrowski • 28. April 2021

Im Land der Puszta und Magyaren

Wie im letzten Bericht ja schon erwähnt, konnte ich mein Abschlussmodul in Ungarn erleben. Drei Wochen Ausbildung und Abschlussübung in wunderschöner Landschaft und mit einem Hauch von Ostblock.
Das Ausbildungszentrum Vereinte Nationen, der ungarischen Streitkräfte ist in Szolnok, das liegt etwa 1,5 Stunden östlich der Hauptstadt Budapest.

Mit weiteren 24 Lehrgangsteilnehmern aus 12 anderen Nationen durchlief ich dort einen straff organisierten, durch motivierte und erfahrene Ausbilder professionell gestalteten Lehrgang. Die zu vermittelnden Inhalte sind im Rahmen einer zentralen Vorgabe durch die Vereinten Nationen selbst vorgegeben. So wird die Einhaltung dieser Vorgaben auch regelmäßig überprüft und die Ausbildungszentren durch Beobachter der UN zertifiziert. 

Aufbauend auf diesen Vorgaben, hat jede Ausbildungseinrichtung jedoch genügend Spielraum in der Ausgestaltung der Inhalte. Hier liegen die wesentlichen Unterschiede bei der Umsetzung. Es obliegt der jeweiligen Verantwortung ob ein Thema theoretisch als Vortrag oder in detailverliebter Praxis vermittelt wird. 

Die Ungarn haben hier sehr häufig die Variante Praxis gewählt. Dazu stellten sie für die Lehrgangsteilnehmer hoch komplexe Szenarien, diese in mitten einer wunderschönen
Landschaft der Egger Region, einem bekannten Weinanbaugebiet.

Bilder: Ausbildungszentrum VN


Interessant war für mich, eine Armee des ehemaligen Ostblocks zu erleben. Auch, wenn Ungarn seit 2004 Mitglied der NATO ist, ließen sich allein beim Material sehr viele Hinweise auf die ehemalige Mitgliedschaft im Warschauer Pakt erkennen. So wurden z.B. beim Ausbildungsthema "Zusammenarbeit mit Hubschraubern" die Modelle MI 8 und MI 24(HIND) genutzt. Leider konnte letzterer zu meinem Leidwesen aufgrund logistischer Ersatzteilprobleme nicht fliegerisch zum Einsatz kommen. Beeindruckend war es dann doch allemal.

Bilder: MI 8 / MI 24


Aber auch die anderen Themen waren nicht weniger spannend und mit sehr viel Herzblut dargestellt. Mine Awareness, Patrouillen, Sanitätsausbildung u.v.m..

Die Abschlussübung selbst war eine Mischvariante aus Fuß und Fahrzeugpatrouille, in der im Rahmen eines Stationsparcours verschiedene Aufgaben gelöst werden mussten. Dazu gehörte auch eine sehr rustikale, schweißtreibende Geisellage, sowie Verhandlungstechniken mit marodierenden Milizen. Das Ganze war als freilaufende Übung angelegt, mit Nutzung ziviler Infrastruktur, was dem Ganzen einen eigenen Reiz und fast schon Einsatznähe gab.

Zusammenfassend ließ sich für mich feststellen, dass ich froh war an diesem kleinen, aber hochprofessionellen Ausbildungszentrum der ungarischen Streitkräfte mein Abschlussmodul erlebt zu haben. Ich fühlte mich auf meinen bevorstehenden Einsatz gut vorbereitet, wozu natürlich auch die anderen 4 Module beigetragen haben. Ich selbst habe mich für mich auch später im Einsatz feststellen können, dass die ungarischen Soldaten ein hohes Berufsverständnis, gepaart mit einer symphytischen Lebensart ausstrahlen, was sie zu angenehmen Kameraden im Einsatz werden ließ.

Bilder: Übergabe der Zertifikate

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In Brasilien steht den Einwohnern ein kostenfreies Gesundheitssystem zur Verfügung. Das sog. Sistema Unico de Saúde, kurz SUS. Flächendeckend sind diese SUS Stützpunkte in unterschiedlicher Besetzung und Leistungsfähigkeit über dieses riesige Land Brasilien verteilt. In manchen ist nur stundenweise eine Krankenschwester mit oder ohne Arzt tätig, andere sind mit mehr qualifiziertem medizinischen Personal über längere Zeiträume besetzt. Das hängt von Faktoren wie Infrastruktur, Bewohnerdichte, aber auch finanzieller Bereitschaft des jeweilig verantwortlichen Landkreises mit seinem Präfekten ab. Manche Bereiche investieren mehr, andere zahlen nur das notwendigste. Ich hatte die Möglichkeit eine Ärztin in ihrer Tätigkeit in einer ländlichen Gegend über mehrere Tage zu begleiten und Eindrücke über die medizinische Versorgung dort zu erlangen. Region Serra Azul, Staat Sao Paulo. Eine Kleinstadt als Verwaltungssitz mit etwa 15.000 Einwohnern. Darüber hinaus eine hohe Zahl kleiner und kleinster Ansammlungen von Bauernhöfen oder einfachen Häusern. Haupterwerbsquelle Bananen und Zuckerrohranbau.
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Immer wieder wird in Fachforen der Begriff des sog. Prolonged Field Care, kurz PFC diskutiert. Dabei wird diese Phase der Verwundetenversorgung oft als weitere, also vierte Phase des Tactical Comabt Casualty Care , kurz TCCC bezeichnet. Nach Care under Fire, Tactical Field Care und Tactical Evacuation Care, käme dann also das Prolonged Field Care. Taktik und Medizin hat sich der Thematik angenommen und die Philosophie einer Versorgung nach PFC mal genauer betrachtet. PFC ist keine weitere Phase des TCCC. Das schon einmal vorweg. Unter PFC versteht sich eine Versorgungspahse, die durchaus im Zusammenhang mit dem TCCC zu sehen ist, aber nicht ausschließlich. Zu komplex sind die Situationen und Verletzungen aber auch Erkrankungen, die zum PFC führen können.
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