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30 Jahre Operation Kurdenhilfe

Carsten Dombrowski • 20. April 2021

Bundeswehr im humanitären Einsatz an der iranisch - irakischen Grenze

Von April bis Juni 1991 waren deutsche Bundeswehrsoldaten, im Rahmen eines humanitären Einsatzes zur Versorgung kurdischer Flüchtlinge, im Iran. 
Kurz nach dem ersten Golfkrieg begann der damalige Präsident Hussein, die kurdischen Minderheiten im Irak zu verfolgen. Diese flüchteten zu Hunderttausenden ins benachbarte Grenzland zur Türkei und Iran.
Zerklüftete Gebirgstäler, trockene Hochplateaus und erbärmliche Lebensbedingungen unter teils noch winterlichen Temperaturen ließen sehr schnell eine humanitäre Katastrophe erwarten.

Mit Vorauskräften bestehend aus Heeresfliegern, Luftwaffe, Fallschirmjägern, Pionieren, Logistikkräften und Sanitätern verlegten die ersten Transall Maschinen C 160 von PENZING über ANKARA nach BAGHTARAN, dem heutigen KERMANSHAH. Auf einem durch den irakisch-iranischen Krieg zerstörten Rollfeld eines Militärflugplatzes wurde das improvisierte Camp als Versorgungsbasis eingerichtet

 

 Bilder: Auf dem Rollfeld wartende Hubschrauber Typ CH 53 und C 160 Transall


Schon wenige Tage nach dem Soldaten dort eingetroffen waren, begannen die ersten Erkundungs- und Versorgungsflüge. Vereinzelt liegende Flüchtlingslager wurden angeflogen und erfasst. Nach dem NATO Alphabet bekamen sie Kennungen um ggf. später koordinierte Hilfsaktionen beginnen zu können.


Nach den ersten Tagen stießen die luftbeweglichen Arzttrupps der Erkundungsteams auf ein riesiges Flüchtlingslager mit etwa 150.000 bis 250.000 Menschen. Genaue Zahlen konnten niemals ermittelt werden. Diesem Lager wurde die Bezeichnung Camp HOTEL, nach dem Buchstaben H gegeben.


Im Camp Hotel vegetierten die Menschen unter Plastikplanen oder primitiven Zelten auf einer Hochfläche von mehreren Quadratkilometern. Sandstürme und nächtliche Kälte setzten ihnen ebenso zu, wie Unterernährung und Infektionskrankheiten wie Cholera und Typhus.


Bilder: Unwirkliche Bedingungen im Flüchtlingslager “Camp Hotel”


Sehr schnell wurde dort der Schwerpunkt aller Hilfeleistungen gesetzt. Mit einem ersten improvisierten “Medical Point”, bestehend aus drei Zelten, wurde begonnen die notleidenden Patienten vor Ort zu behandeln. Allein in den ersten 24 Stunden wurden durch 5 Bundeswehrärzte und 10 Sanitäter weit über 1500 Menschen versorgt.


Das Spektrum der zu behandelnden Verletzungen und Erkrankungen reichte von Schussverletzungen, über durch Behelfsöfen verursachte Verbrennungen, bis hin zu Geburten, Zahnextraktionen und Durchfallerkrankungen.

Besonders dramatisch war die Situation für die Kinder vor Ort. So wurde ein Zelt extra zur Infusionstherapie dieser völlig ausgemergelten und dehydrierten Patienten betrieben. Die Sterblichkeit war hier besonders hoch.


Bilder: Kinder, die Schwächsten zahlten den höchsten Preis


Während so die ersten Maßnahmen vor Ort anliefen wurde in Deutschland ein Feldlazarett alarmiert und schnellstmöglich in den Iran verlegt. Nach 3 Wochen ununterbrochenen harten Dienst, unter widrigsten Bedingungen, umgeben von Not, Elend und Tod, waren das Sanitätspersonal am Ende ihrer Kräfte.


Mit Eintreffen des Feldlazaretts aus MÜNCHEN, wurden die Erkundungskräfte sukzessive herausgelöst. Das Feldlazarett wurde noch weitere Wochen durch deutsche Soldaten betrieben, bis es dann als humanitäre Hilfeleistung an die iranische Provinzregierung übergeben wurde.


KraKa der damaligen Luftlandesanitätskompanie 260 aus Lebach im Camp Hotel

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